#bregenzerfestspiele
Ein unheimliches Dorf, halb versunken in einer winterlichen Sumpflandschaft: Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl kehrt nach Rigoletto 2019/21 für Carl Maria von Webers romantische Oper Der Freischütz an den Bodensee zurück. Ab dem 17. Juli ist die dramatische Geschichte an 27 Abenden erstmals als Spiel auf dem See zu erleben. Heute, Mittwoch, feierten die Bregenzer Festspiele Richtfest für Der Freischütz.
Während in den vergangenen Wochen der Frühling am Bodensee Einzug gehalten hat, hat sich die Bregenzer Seebühne nach und nach in die gespenstische Winterlandschaft verwandelt, die sich Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl für Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz erdacht hat. Bereits seit Dezember 2023 nimmt das kleine Dorf am Seeufer Gestalt an, in dem sich zwei Sommer lang die tragische Geschichte rund um den jungen Amtsschreiber Max und seinen Pakt mit dem Teufel abspielen wird.
Frösteln trotz Sommerhitze sollen die Besucher:innen ob der unheimlichen Atmosphäre des halb im Wasser versunkenen Dorfes, das wünscht sich Philipp Stölzl: „Der Freischütz ist im Grunde eine dunkle Faust-Geschichte: Max verkauft seine Seele für ein irdisches Glück und bezahlt bitter dafür. In den zugigen Hütten werden essenzielle Konflikte ausgetragen, es wird mit harten Bandagen gekämpft.“
Nur ein Sumpf trennt Bühne und Publikum
Aus Stahl, Styropor und hunderten Kubikmetern Holz haben die Techniker:innen der Festspiele in den Wintermonaten gemeinsam mit Mitarbeitenden von 33 Firmen das Bühnenbild mit seinen schneebedeckten Hügeln, halb verfallenen Holzhäuschen und kahlen Bäumen gebaut. Direkt an der Ufermauer ist eine 1.400 Quadratmeter große, künstliche Lagune entstanden, die die Seebühne in eine winterliche Sumpflandschaft verwandeln wird. Denn in Der Freischütz wird nicht nur über, sondern auch im Wasser gespielt und gesungen. Das riesige Wasserbecken ist an den meisten Stellen 25 Zentimeter tief, doch es gibt auch Gänge und tiefere Bereiche, in denen Darsteller:innen verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen können. „Damit nichts passieren kann, ist alles rutschfest ausgelegt“, sagt Technikdirektor Wolfgang Urstadt. Zweimal täglich werden die rund 500.000 Liter Seewasser im Becken mit Pumpen umgewälzt, Keramikfilter sorgen für Sauberkeit.
Kunstvoll aufgetragene Patina
Das Freischütz-Dorf besteht aus acht windschiefen Häusern. Das kleinste ist gerade einmal so groß wie eine Hundehütte, das Dorfwirtshaus hat mit einer Grundfläche von 16 Quadratmetern die Ausmaße eines kleinen Wohnzimmers. Alle Häuser sowie der rund zwölf Meter hohe Kirchturm bestehen aus einer Holz-Stahl-Konstruktion. Mithilfe von Styropor, Spachtelmasse und Farbe hat das Kaschur-Team den Häusern ihre Stein- und Holzoptik verliehen und sie anschließend mit einer kunstvoll aufgetragenen Patina überzogen.
Schon seit dem Winter zieren 30 täuschend echt aussehende, kahle Bäume die Seebühne. Sie bestehen aus einem Stahlrohrgerüst, dem das Kaschur-Team mit Hasengitter, Füllstoff, Mörtel und Farbe ein natürliches Aussehen verliehen hat. Über den schneebedeckten Bühnenhügeln schwebt der Mond. Er hat einen Durchmesser von sechs Metern und besteht aus einer Holzkonstruktion, auf die 3D-gefräste Styroporplatten und Fassadenputz aufgebracht wurden.
Bis Anfang Juni muss die Bühne inklusive Malerei, Kaschur sowie der Installation von Scheinwerfern und Lautsprechern fertiggestellt sein: Dann beginnen die Proben für das neue Spiel auf dem See und das kleine Freischütz-Dorf wird sich erstmals mit Leben füllen.
Der Freischütz erstmals als Spiel auf dem See
Mit Carl Maria von Webers Der Freischütz, eine der populärsten Opern des deutschsprachigen Raums und gleichzeitig ein Werk, das noch nie auf der Bregenzer Seebühne zu sehen war, kehrt der Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl 2024/25 nach Bregenz zurück. Nach seinem gefeierten Rigoletto, dem Spiel auf dem See 2019/21, ist Der Freischütz bereits die zweite Inszenierung des Münchners am Bregenzer Bodensee. Stölzl zeichnet nicht nur für die Regie, sondern auch für Bühnenbild und Lichtdesign verantwortlich. Es dirigieren Conductor in Residence Enrique Mazzola, der auch bei Rigoletto die musikalische Leitung innehatte, und Erina Yashima.
Der Freischütz eröffnet am 17. Juli 2024 die 78. Bregenzer Festspiele. Mit einer weiteren Zusatzvorstellung, die am 15. August 2024 in den Spielplan genommen wird, sind damit für das Spiel auf dem See 2024 an 28 Abenden insgesamt rund 199.000 Tickets aufgelegt (inkl. Generalprobe und Young People’s Night), knapp 70 Prozent davon sind bereits gebucht. Für mehr als 80 Veranstaltungen in der nächstjährigen Festspielsaison sind nun rund 227.000 Tickets aufgelegt.
Die Bregenzer Festspiele 2024 finden von 17. Juli bis 18. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com